DAS PANTHEATER iN HASELDORF





21. Mai 2023


Liebe Freunde vom Pantheater.
Am 21.Mai 2023 ist Michael unerwartet von uns gegangen.



                        *27.03.1951 – gest. am 21.05.2023







13.01.2023
Hochverehrtes Publikum!


Nun wurde so viel über Frieden gesagt, geschrieben und gesungen und dann kommt wieder ein
Einberufungsbefehl und es wird wieder gehorcht. Naja, sie werden meistens gezwungen,
die Soldat*innen. Aber was passiert, wenn sie nicht gehorchen? Schlimmer und dümmer
u nd peinlicher und ekliger als Krieg, wo Mann und auch Frau zermantscht werden
oder andere zermantschen, was ja noch schlimmer ist, wie mal ein kluger Freund
von mir bemerkte, schlimmer kann es doch nicht werden.

Grüße ML ( komische Person )

Übrigens: Einige gehen freiwillig und verteidigen ihre Familien oder Ihr Zuhause.
Aber das machen einige von den anderen auch. Die einfach Bösen sind selten.
Und brauchen Hilfe.

Es bleibt dabei, nur Pazifisten sind sexy.





10.03.2023
Hochverehrtes Publikum!


Unsere Reise nach TANSANIA war beglückend und produktiv. TSE und Pantheater
haben in Ubungo auf dem Hügel vom TSE 5 Wochen lang Ideen ausprobiert
und zusammengestellt. Und wir haben diese Proben gefilmt,
den Ort und die Leute vom TSE.

COVID meets KAFKA in
UBUNGO
UNDER THE TREE

(Siehe Panvideos)

ist eine Dokumentation dieser ersten gemeinsamen Arbeitsrunde für unser
neues Projekt über das Bescheidwissen, die Propaganda und den Krieg, das wir jetzt
weiter entwickeln wollen und für das wir jetzt Produktionsgelder sammeln.
Unser Projekt heißt weiter Under the tree, wird sicherlich eine teils
komische Sicht auf die Coronageschichte, hoffentlich wahrer und realistischer
und unterhaltsamer als die Propaganda. Es wird aber sicherlich Corona nur am Rande,
als Beispiel für das Grundübel, nämlich die Rechthaberei, erwähnen.
Kein Krieg ohne Rechthaberei. Dabei ist die seit der Anerkenntnis der Beobachtungen
der Quantenphysik eigentlich ganz aus der Mode und hat keine greifbare Substanz mehr,
ist nicht existent. Das war sie auch noch nie, wir hatten nur nicht genug Mut
und Phantasie von der Rechthaberei zu lassen, die uns die Illusion von etwas festem,
gültigen und einfachen gab, derer die Feigheit bedarf.
Und was ist Gewalt im Grunde anderes als Angst?

Übrigens : Beim Pantheater waren und sind einige Dissidenten des Staatstheaters aktiv.
Das Pantheater besetzte vor vielen Jahren mit einigen anderen Gruppen die Kampnagelfabrik
um eine Art der Unabhängigkeit zu verwirklichen. Basisdemokratie. Weg von den Staatstheatern.

Dann wurde Kampnagel eine Autokratie. Seitdem sind wir weg. Schon lange.

Und jetzt wird Kampnagel ein Staatstheater. Ach du liebe Zeit.


Übrigens:

Krieg is over. Für Zuschauer. Der Krieg hat keinen Unterhaltungswert mehr, noch
nicht einmal einen perversen... Und auch der Krimi darin, wer ist der Schuldige?...
weckt nach Millionen Krimis nur noch genervt gelangweiltes Gesichtsballett...
Krieg ist so traurig und doof wie schon immer... früher hat Propaganda mehr geholfen,
jetzt merkt bald jeder, dass die Sandkiste nicht von Eltern erlöst werden kann...sondern?

Weiß nich: Pazifismus ist widerlegt und unmöglich.

Aber das einzige, was geht.

Krieg geht gar nicht, auch nicht wenn man Recht hat. Recht hat jeder...

Es ist eine großzügige Geste, eine seltsame Bewegung, ein vielleicht scheinbar
unverständliches Gedicht... das andere Strukturen hat... das hilft...

(kollektives Stohnen...oh nein...tanz den Krieg weg...hahaha ..)

Im Ernst: Heimweh nach Krieg. Jedenfalls in Aspekten...

Der Tod ist wahr.

Und das Leben auch.




11.01.2023
Hochverehrtes Publikum!





Pantheater Hamburg und TSE Dar es salaam planen wieder zusammen eine
Theatershow, auch als Ausdruck echter Partnerschaft.
Nach "Nyumbani -Zuhause" und "Kinjeketile lebt"
denken wir jetzt an etwas mit dem Arbeitstitel

Corona: Here, there and everywhere – an entertaining documentary
Stories under the tree.


Wir sammeln wahre, selbst erlebte Geschichten und andere rund um das Thema Corona
und bauen eine Theatercollage mit Szenen, Bildern, Tanz und Musik.

Im Mittelpunkt der Erzählbaum.

In abgelegeneren Gegenden Tansanias ist die Tradition noch lebendig, sagt man: Am Abend
macht man ein Feuer und trifft sich unter einem großen Baum und da werden
Nachrichten getauscht und Geschichten erzählt. Erzählt man.
Natürlich wird immer und überall und auf der ganzen Welt erzählt. Aber selten vielleicht so institutionalisiert. Außer natürlich in den Medien. Überall sonst: Alles wichtige kurz in den Nachrichten. Die Nachrichten. In den Medien. Diese Institution ist weltweit zentral.
Aber meist natürlich genutzt für Propaganda. (Außer bei uns hier.)
Die Debatte um Fake News hat besonders deutlich gemacht, dass der Wahrheitsgehalt einer Nachricht Glaubenssache ist. Auch der Geschichtenerzähler unter dem Baum ist auf den Glauben seiner Zuhörer angewiesen und je besser er erzählt, umso glaubwürdiger wird er.
Das heißt, dass gut erzählte Geschichten, auch wenn sie fantastische Märchen sind, Wahrheit erzeugen. Das gut erzählte Märchen ist wahrer als jede schlecht erzählte Faktenbehauptung.
Jede Nachricht in den Nachrichten ist eine Lüge, weil in der Kürze kann man höchstens zusammenhanglose, also bedeutungslose Fakten aufzählen. Ein Haus ist umgefallen. Mehr nicht. Warum? Erzähl ich dann mal in Ruhe. Machen die Nachrichten aber nicht. Nur noch schnell Sport. Kurz ein paar Ergebnisse. Ohne Bedeutung. Es ist egal, wer gewonnen hat. Einer hat gewonnen und der andere verloren. Hat es Spaß gemacht?

Das fortgeschrittene Publikum weiß aber oder ahnt wenigsten die Unsicherheit in jeder Erzählung, die Unsicherheit in jeder Beschreibung der Welt. Und das weit entwickelte Publikum weiß und genießt die Unschärfe in jeder Beschreibung, die Widersprüchlichkeit jeder Theorie. Nach der Sicherheit des newtonschen mechanistischen Weltbildes in der Physik kam die wundersam fantastische Quantenphysik und auch im Westen verstand man die unverständlichen östlichen Weltbeschreibungen wieder. Und der Mensch kann, wenn er nicht so leicht schwindelig wird und immer fest zementierten Halt braucht in der geistigen Welt, der Mensch kann glücklich sein in der poetischen, vielgeschichteten, ungenauen Welt vieler Möglichkeiten.

Aber das ist nur ein Rahmen für Themen, die auch ganz andere Inhalte haben können. Unter dem Baum kann man auch diskutieren, sogar streiten. Man braucht nur Regeln..keine Gewalt...oder nicht zu laut—die anderen schlafen schon..und träumen...vielleicht...






16.04.2022
Hochverehrtes Publikum! (Ostern)


Die Friedenspartei will keinen Pazifismus mehr, jedenfalls unter Umständen. Wenn klar ist, wer Schuld ist. Aber das war und ist ja immer klar. Die anderen sind schuld. Logisch.

10 tote junge Männer, Soldaten, nebeneinander auf der Erde, immer noch irgendwie sexy. Du hättest, mit viel Glück, einen retten können, der aufblickte und sehe... indem Du seinen Mörder tötetest, wer auch immer das gewesen wäre. Aber dann wärst auch Du im Unbegreiflichen und könntest nur noch Stammeln. Du hättest einen gerettet und einen getötet.
Aber ja den Bösen! Ach ja? Sicher? Gibt es den? Wahrscheinlich hatten doch beide nicht wirklich Ahnung, worum es eigentlich ging.

Du mußt Pazifist sein, das geht gar nicht anders, weil Du Krieg nicht begreifen kannst. Ist aber auch schwierig, anstrengend, Pazifist sein. Nicht Pazifist sein ist irgenwie einfacher, aber eine Krankheit. Manchmal eine Art geschwollener Rausch.
Habeck, Junge, ich glaube, du bist verrückt geworden. Du rutschst in eine Hölle. Nur Statistik ist auf deiner Seite. Ach, warum hatten die anderen damals nicht rechtzeitig eine Atombombe. Rechtzeitig Atombombe auf Berlin, Millionen Menschen gerettet. Oh lieber Gott, der du auch unbegreiflich bist und keiner sicher weiß, ob oder wie Du bist, rette du...... Eine Hölle ist ja furchtbar furchtbar.

Und was dann ? Nachdenken ist auch anstrengend. Wird trotzdem viel gemacht. Platon, Kant, Tolstoi Einstein. Und all die anderen. Jeder so gut er kann. Wie sonst? Man muss ja nicht recht haben. Was geht mich irgendein Politiker oder Kommentator an, der Rechthaben will?




"Sie hatten die Hasstrommel geschlagen und schlugen sie kräftig, bis jedem Unbefangenen die Ohren grellten und das Herz erschauerte. Gehorsam dienten sie fast alle in Deutschland, in Frankreich, in Italien, in Russland, in Belgien der Kriegspropaganda und damit dem Massenwahn und Massenhass des Krieges, statt ihn zu bekämpfen."

                                                                                                            Stefan Zweig




09.11.2021
Hochverehrtes Publikum!


Wir bereiten vor:

Ein Stück über Rechthaberei und Bescheidwisserei,

über Wissen und Verschweigen

über Feigheit und Aufrichtigkeit,

denn siehe unten Shakespeare,

und ach ja, die Relativität.


Aber erst einmal....für unsere (Rest)Würde...

FREE ASSANGE!




24.04.2021
Hochverehrtes Publikum!


allesdichtmachen

Mein Name ist Michael Leye, ich bin Schauspieler, freier Schauspieler,
freiwillig alle Vor- und Nachteile, die damit verbunden sind mitnehmend
für diese kleine Freiheit, die ich mir nahm. Ich hatte dann immer ein
Gefühl der Überlegenheit gegenüber den festangestellten Angestellten am
institutionellen Theater und vor allem gegenüber den Fernsehfuzzies,
die tagaus tagein fragen: Wo waren Sie zur Tatzeit?

Manchmal allerdings sah ich von diesen Leuten doch auch Wunderbares,
das nur in ihrem Zusammenhang möglich ist. Oh ja,..aber selten.
Meist spürte man die Doofheit des institutionellen und erst recht
des kommerziellen Fernsehens in allem. Guckt ja nun auch keiner mehr
dieses Fernsehen, jedenfalls keine jungen Leute, sagt man.

Und plötzlich nutzen 53 Fernsehleute ihre immer noch große Bekanntheit
(bei den Alten also und Faulen wie ich einer bin ) und nutzen Ihre
künstlerische Kraft, die sie doch haben, weil sie doch in der Welt sind,
wo es alles gibt und sie zu denen gehören, die das bemerken, und machen
ein paar Sketche zu einem scheinbar banalen, gegenwärtigen Thema und treffen damit
in den Kern der Verderbnis unserer Gesellschaft. Wütend nun der Aufschrei
der wunden Moderatoren und Kommentatorinnen und allen Rechthabern überall,
die entlarvt sind als klein und unehrlich.
Ich liebe und bewundere diese 53 Aufrechten dafür, nun bin ich ihr Verehrer.
53? Ne, wie viele sind es jetzt noch? Egal, 12 bleiben sicherlich über.
Was für ein Sieg der Kunst


Andererseits:

Nach Grabesruhe sehn’ ich mich ermattet;
Denn das Verdienst erblick ich bettelarm,
Das leere Nichts mit Reichtum ausgestattet,
Die reinste Treue in des Meineids Arm,

Als Beute der Gewalt die Huld des Weibes,
Der Schande Kleid mit Ehrengold verbrämt,
Des Geistes Würde wie die Kraft des Leibes
Durch Tyrannei verkrüppelt und gelähmt,

Die Kunst im Zungenzaume der Beamten,
Die Weisheit in der Toren Vormundschaft
Die Wahres stets als Unverstand verdammten,
Und alles Gute in des Bösen Haft.

Das bin ich satt und stürbe gern – ach, bliebe
Da nur nicht völlig einsam meine Liebe!

William Shakespeare (Max Koch)



12.12.2019
Hochverehrtes Publikum!


PRESSE: "VOR UNSERER TÜR..."






07.10.2019
Hochverehrtes Publikum!


"VOR UNSERER TÜR..."
"Friday for Future" in Haseldorf


       "Vor unserer Tür"


Mit dem Theaterstück VOR UNSERER TÜR...schließt sich das PANTHEATER auf Anregung des NABU Haseldorf jetzt der Initiative von Greta Thunberg "Friday for Future" an. VOR UNSERER TÜR... verhandelt all die brisanten Themen, deren Dringlichkeit die Schülerbewegung zur Zeit weltweit deutlich macht und spüren lässt.

Zwei Freitage wurden für die Aufführungen des PANTHEATER´s vorläufig gewählt und auch noch zwei Samstage: Fr. 29.11. und Sa. 30.11. sowie am Fr. 6.12. und Sa. 7.12. jeweils um 19.30 Uhr.

Während monatelanger Recherchearbeit mit Foto- und Filmkamera zwischen Elmshorn und Wedel, Uetersen und Pinneberg und nach zahlreichen Gesprächen mit Landwirten und Naturschützern haben die Theatermacher Annabell Andreas und Michael Leye ein Stück entwickelt, das reich an aktueller Brisanz und poetisch und bewegend ist. Mit Witz und Tiefe wird die Marsch mitsamt ihren Sturmfluten auf der Bühne lebendig. Ein Stück Heimatkunde also? Mehr noch. Es ist eine Komposition aus eigenen Texten und solchen von Dichtern wie Rilke, Storm und Prinz Emil von Schönaich Carolath, aus Filmsequenzen, Musik und Gesang, die den Zuschauer 90 Minuten lang in die Themen Landwirtschaft und Natur mit all der darin verborgenen Emotionalität reisen lässt. Es ist auch eine Reise zum Ich. Denn während Flora und Fauna immer ärmer werden und nicht nur die Lerche fehlt über den Feldern, werden wir... reicher? Halt da stimmt etwas nicht. Was da nicht stimmt hat mit uns zu tun. Schauen wir in den Spiegel. Nur Mut. Auf ins Abenteuer. Auf ins Pantheater.

" Ihr habt uns aus dem Herzen gespielt" lobten die Zuschauer, "die Zeit verging wie im Fluge."

Leute, die auch so eine Vorstellung erleben möchten, melden sich bitte vorher an unter 04129/607 oder auf info@pantheater.de. Auch 2020 wird das Stück noch gezeigt. Auf Wunsch auch vormittags für Schulklassen zum Beispiel.

PS.

Am 20. und 21 .12 und am 27. und 28.12 jeweils um 17 Uhr liest Michael Leye eine Stunde lang aus der Novelle von Prinz Emil von Schönaich-Carolath, dem Dichterprinzen von Haseldorf DER HEILAND DER TIERE.




20.09.2019
Hochverehrtes Publikum!

verschiedene Dinge hielten uns auf. Wir haben pausiert. Jetzt sind wir wieder mittendrin. Wir waren in Nicaragua um dort die Anregungen für ein neues Theaterstück zu erkunden. Warum Nicaragua? Die meisten Leute, die hier in Deutschland etwas über dieses kleine Land wissen, sind alt. In den 70 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war da eine Revolution gegen den US gestützten Diktator Somoza erfolgreich, die die Welt entzückte und hoffnungsfroh machte. Diese Revolution wurde dann von Leuten wie Ronald Reagan, dem damaligen US-Präsidenten, ausgedrückt, 50.000 Menschen wurden dabei ermordet.


       Alte Männer am Nicasee


Komischerweise wird aber heute immer noch von vielen Verantwortlichen alles, was an die Impulse jener Zeit erinnert, aufgeregt vernichtet. Die Amis verfolgen ja auch wieder alles was irgendwie links sein könnte. Warum? Vielleicht sind das nur alte Männer wie Trump, Nostalgiker, die komplexe Zusammenhänge nicht mehr denken können, wie viele alte Restlinke in Deutschland auch, die heute in mancher Hinsicht mit Trump ins gleiche Horn tuten.


Traute ging damals wie viele andere wegen der Revolution nach Nicaragua.


In Deutschland darf man ja auch zum Beispiel erst jetzt öffentlich andeuten, dass in der DDR richtige Menschen gelebt haben. Als Anne Will in ihrer Talkshow kürzlich Popstar Greta Thunberg, die kindliche Umweltaktivistin mit dem früh getöteten Popstar Che Guevara verglich, wurde sie von relativ jugendlicher Politikerseite gleich streng ermahnt, dass dieser Vergleich nicht zulässig sei, denn Che Guevara habe man doch als Verbrecher an zu sehen, und Greta Thunberg habe ja vielleicht irgendwie recht (Subtext: obwohl sie ja auch irgendwie verrückt ist).

Wir mögen die Verrückten und langweilen uns im Mittelmaß. Und Greta ist wie eine Heilige, eine Seherin, streng gegen die faule Mittelmäßigkeit und voller Liebe für die Schöpfung. Und verdammt intelligent und aufrichtig.

Wir bemühen uns auch etwas zu sehen, aber das ist im gegenwärtigen Nicaragua besonders schwierig. Die Lage ist undurchsichtig. Einerseits ist doch wieder einer von den alten früher bewundernswerten Revolutionären an der Regierung, aus dem aber mit den Jahren ein schlimmer Diktator geworden ist. Sagen viele. Aber viele auch nicht. Wer hat recht? Vielleicht beide in Aspekten? Die Medien berichten plump und tendenziös. Fake News? Das ist ein Kampfbegriff der neuen Rechten. Aber Bild lügt wie eh und je, das ist ein Kampflied der alten Linken. Und das stimmt doch. Oder?

Die erste Aufgabe eines Revolutionärs, der Geschichte schreibt, ist es, sich so exakt an die Wahrheit zu halten wie eine Hand in einen Handschuh passt, und vorsichtig mit dem zu sein, von dem er nicht genau weißt, ob es wahr ist

sagt Che Guevara in einem von Ernesto Cardenal, dem revolutionären katholischen Priester aus Nicaragua überlieferten Brief. Von Dohnany, unser früherer Hamburger Bürgermeister, überreichte Cardenal seinerzeit einen Scheck über 25.000 Mark für die Revolution. Hatten wir das noch in der Portokasse, fragte schon damals ein Kritiker des staatlichen Almosenwesens, berichtete eine Zeitung. Ob das wohl wahr ist? Wahr ist wohl, dass viele Hamburger Beamte seitdem die Restcents ihres Einkommens, das heißt die Cents hinter dem Komma, für Nicaragua spenden. Diese Mentalität erklärt vielleicht auch, warum Greta Thunberg Angst haben muss.

Wir wollen Premiere haben im Herbst 19 mit dem neuen Stück über Nicaragua, das dann vielleicht ALTE MÄNNER AM NICASEE heißt, mal sehen, und bis dahin auch ein Radiofeature veröffentlichen über das Thema, das genau wie das Theaterstück

Wahrheit sagt und immer Wahrheit, natürlich unsere Wahrheit, denn sonst ist uns auch keine bekannt (Goethe).

Außerdem bereiten wir wieder eine neue afrikanisch/deutsche Koproduktion vor, die 2020 Premiere haben soll. Dabei soll es um nicht weniger gehen als die Geschichte der deutsch afrikanischen Beziehungen seit Adam und Eva. Im Ernst. Die Genforscher erzählen die Geschichte, dass alle heute lebenden Menschen ein gemeinsames Gen haben, und dass das das Gen einer afrikanischen Frau ist, die vor 150 tausend Jahren gelebt hat. Diese Frau ist demnach unser aller Mutter, für Christen Eva. Diese Geschichte ist ja schon relativ bekannt, aber was diese gemeinsame Mutter für uns und die Welt bedeutet, weniger. Sie bedeutet ja zum Beispiel, dass faktisch, wissenschaftlich erwiesen und nicht nur moralisch metaphorisch jeder Mord, jeder Krieg tatsächlich die Ermordung von Brüdern und Schwestern bedeutet. Wir wollen diese einfache aber sehr große Geschichte mit großen Puppen, die über die Hamburger Dächer steigen, erzählen.

Und last but not least wollen wir unser Stück VOR UNSERER TÜR wieder aufnehmen und möglichst überall spielen, vor und hinter vielen Türen. Denn über all muss man wohl verstehen, warum Greta Thunberg weint. Und da hilft unser Stück, sagen die Zuschauer, das obendrein auch ganz viel Freude macht, sagen sie auch.
Toll! Zauberhaft! Großartig! Super beeindruckend! Ein wichtiges Stück.



31.07.2017
Hochverehrtes Publikum!

Ein Trauma ist eine Verletzung der Seele. So eine Wunde kann nur heilen, wenn man sie versteht. Wir versuchen das in unserer neuen Koproduktion mit dem TSE aus
Dar es Salaam "Kinjeketile lebt!", Traumata verstehen.
Selbstverständlich wollen wir sie auch wieder unterhalten und erfreuen.
Ab Mitte September spielen wir. Schauen Sie bitte auf unseren Spielplan.




12.07.2017
Hochverehrtes Publikum!

G20 war schön.

Wir haben unser kleines Beiprogramm gespielt und die Leute fanden es groß. Es handelt auch von der Wahrnehmung der Welt durch die Medien und von der eigenen Wirklichkeit. Die Medien hatten uns wochenlang vor G 20 von gewaltbereiten 8000 Demonstranten und 25000 Polizisten erzählt. Für mich ergab das ein Bild von hin und her wogenden Massen vor der Tür des kleinen multikulturellen MUT Theaters in der Amandastraße gleich beim Schulterblatt in der Schanze, wo wir spielen würden, und ich stellte mir vor, dass da gerne viele Leute zu uns hereinkommen würden, um einen Kaffee zu trinken und eine halbe Stunde Szenen, Geschichten und Gedichte von der Lerche und der Liebe zu sehen und zu hören.

In Wirklichkeit ist dann die Amandastraße wunderbar ruhig, autofrei, beinahe menschenleer und sonnenbeschienen. Es kommen also nicht so viele Leute zu unseren Vorstellungen, aber die, die kommen, sind erstklassig.

Zwischen oder nach unseren Vorstellungen gehen wir um die Ecke in eine Pizzeria gleich neben der roten Flora. Auch dort keine Autos, aber viele Leute, auf den Straßen sitzend, sommerschön. Fahrräder werden gefahren. Ach, würde die Polizei doch immer die ganze Innenstadt autofrei machen, wo man ja auch wirklich normal kein Auto braucht. Das will die Politik sogar manchmal, wird erzählt, macht sie aber nicht.

Die Atmosphäre entspannt und hochgespannt zugleich, wie einige dünne junge Männer in schwarz, irgendwie durchgeistigt. Wie Tänzer, sagt Annabell. Ich denke an Hermann Hesse. Aber alle anderen auch haben eine erhöhte Aufmerksamkeit, alle sagen, auch wenn sie nur sitzen und Bier trinken: Wir wollen Eure Kriege nicht! Eine Utopie von einer fantastischen Gemeinsamkeit, einer ganz anderen Welt wird fühlbar und macht sehnsüchtig. Das echte Märchen.

Wirklich stören tut nur die Polizei, die plötzlich im schnellen Trampelschritt als Kolonne im schwarzen Star Wars Outfit durch das Schulterblatt marschiert. Das wirkt sehr plump, aber auch sehr gefährlich und macht Angst. Wie ein Panzer. Das war der schwarze Block. Aha.

Wäre die Polizei draußen geblieben, wäre vielleicht nichts weiter passiert. Nun war sie massiv da, und hat eh nichts verhindert, trotz Hubschraubern und Panzerwagen, und trotz ungeheurer zahlenmäßiger Überlegenheit. Was wollten die eigentlich wirklich? Dem Überwachungsstaat Begründungen konstruieren?

Nein, die Polizei musste ja auch die wahrscheinlich eher kulturfernen Regierenden - ich vermute Kulturferne, weil die größtenteils eher dumm wirken auf mich - in ein Konzert geleiten. Beethoven, der Revolutionär, dem man mit angestrengt andächtigem Gesicht zu lauschen vorgibt. Unbewegt, weil einen eh nichts erreicht von der Musik.

Dann das "Fang mich doch" Spiel in den Nächten. Die Waffen sind nicht tödlich, aber können verletzten. No risk, no fun. Scheiben gehen kaputt, Autos brennen. Leute werden verprügelt. Hooligans auf beiden Seiten. Wir beteiligen uns nicht. Wir versuchen Kunst zu machen, schwer genug, und gehen nach Hause.

Für manche Bewohner des Viertels war die Szenerie in der Nacht zutiefst verstörend und ängstigend. Das haben sie erzählt. Eine Ahnung von Krieg. Ein Feuer kann doch auch überspringen, das eigene Haus entzünden, in dem man sitzt.

Keine Gewalt! Keine Gewalt!

Am Sonntag räumt Hamburg auf, mittags ist alles schon wieder ordentlich, war gar nicht soo schlimm, plötzlich. Die Touristen gucken und der Bundespräsident, wollen die Zerstörung sehen, ist aber nichts mehr zu sehen, die Autos rollen wieder, alles wieder banal wie immer.

Die Politiker gucken dennoch alle sehr ernst und betroffen, als hörten sie Beethoven, den sie nicht verstehen.

Und die Medien versuchen mir nun unisono zu sagen, dass das alles ganz ungeheuer furchtbar war und dass man harte Konsequenzen ziehen muss. Kaum Worte mehr über zehntausende friedliche Demonstranten und die Inhalte, die sie vertreten. Wenig von den waghalsigen Aktionen von Greenpeace. Was bedeutet das? Wie erzeugen die Medien so einen Unisono Mainstream? Kollektive Verblödung? Absprache?

Für manchen Anwohner war es wie gesagt sehr schlimm. Die Angst. Und ja, stimmen wir zu, von ganzem Herzen, wenn jetzt alle Gewaltlosigkeit im Munde führen. Aber Leute, nicht nur wohlfeil die vielleicht 1000 jungen Leute meinen, die man schwarzer Block nennt, unter ihnen Kevin, 19 Jahre, wohnhaft bei seiner Oma.

Ungehindert rollt derweil die deutsche Produktion der tödlichen Waffen für alle Welt, das große Geschäft, das große Geld, das hunderttausende Tote bedeutet und komplett zerstörte Städte und Landschaften.

Die Liebe ist ein Wirbelsturm von ursprünglicher Reinheit
Sogar die wilden Tiere summen zärtlichen Gesang
Sie hält den Rastlosen auf, sie befreit die Gefangenen…


aus NOCH EINMAL SIEBZEHN von Violeta Parra
in der Übersetzung von Manfred Engelbert

PS. Bitte nicht vergessen: Auch dieser Aufsatz ist nur eine kurze Beschreibung eines persönlichen Erlebens, ein kleiner persönlicher Ausschnitt einer komplexen und vielfältigen Wirklichkeit, auf die keiner eine einfache Meinung legen sollte, denn das wäre dann Propaganda.



28.04.2017
Hochverehrtes Publikum!

zur Zeit fällt uns hier an dieser Stelle kein neues echtes Märchen für diese Rubrik ein. Das trostlose Bild, das uns die Medien von einer Welt zeigen, die von Trump als überwältigendem Beispiel für etliche geistes- und charakterschwache Figuren geführt wird, nervt.

In unseren neuen Theaterproduktionen versuchen wir selbstverständlich dennoch das Mysterium der allgegenwärtigen Liebe in unserem Bewusstsein zu halten und zu zeigen. Und das macht Spaß, gibt Kraft, macht locker.
Also los! Zum G20 Gipfel in Hamburg haben wir folgendes Beiprogramm:









22.11.2016
Hochverehrtes Publikum!

Bald ist es wieder soweit. Weihnachten. In der Adventszeit spielen
wir ein Märchen für Erwachsene, lustig und grausam… und schön.
Mit Texten, Filmen und Musik von der Natur und den Menschen, von
dem Land und den Lerchen, von dem Fluss und der Ferne…und vom
verlorenen Ich.


Foto: Lady Fiona Ransom


VOR UNSERER TÜR…
heißt das Märchen.
Bitte sehen Sie unseren Spielplan und reservieren Sie Plätze. Eintrittsgeld?
Freiwillig. Wo? Deichreihe 29. Wie kommt man dahin? Bus 589 fährt fast
vor die Tür, Wanderwege gibt es, Parkplätze für Autos gibt es auch, an der
Straßenseite gegenüber und am alten Hafen.
Hochachtungsvoll
Ihr Pantheater


24.03.2016
Hochverehrtes Publikum!

" Vor unserer Tür…" heißt jetzt unser nächstes Projekt, das wir vorher " Es war die Lerche…" nannten. Es handelt von der Natur, deren Nutzung und deren Schutzbedürfnis vor uns selber. Vor uns Menschen, obwohl wir doch selber ihre Kinder sind, Kinder von Mutter Erde, Mother Earth, Pachamama. Was sonst?

Die Kommentare zur Tagespolitik, wie sie uns die Medien präsentieren, lassen wir hier jetzt mal wieder. Na, einer noch, da er auf unser dann folgendes Projekt verweist:
Stell dir vor, es ist Krieg und alle gehen weg.
Wunderbar. Aber wohin?
Ein Zusammenhang zwischen Flüchtenden und dem europäischen Wohlstand, der sich auch nährt aus dem europäischen Kolonialismus, der Unterdrückung anderer Völker und Ausbeutung anderer Länder, ist evident, aber wird wenig diskutiert.

Mit dem tansanisch-deutschen Projekt über den Maji Maji Krieg ostafrikanischer Völker gegen die deutschen Kolonialherren Anfang des letzten Jahrhunderts wollen wir diesen Zusammenhang erkunden, darstellen und wie immer versuchen, eine poetische, erhellende und möglichst herzwärmende Show zu entwickeln.

Wir haben die Konflikte vor unserer Tür, die mit der Natur und die mit den Menschen… ebenso wie die Schönheit und die Anmut.
Oft merkt man die Konflikte ja auch gar nicht. Hier in der Nähe wohnen Geflüchtete, hab ich gehört, aber nichts gemerkt. Hier in der Gegend wohnen ohnehin eigentlich überwiegend Geflüchtete. Ende des zweiten Weltkrieges kamen sie aus dem Osten und waren zahlreicher als die Einheimischen. Jetzt sind sie die Einheimischen.

Aber als mir auffiel, dass im Sommer keine Lerchen mehr über den Feldern vor meiner Tür singen, fühlte ich den Konflikt. Bevor es mir auffiel, lebte ich einige Jahre ohne sie. Man gewöhnt sich an alles, auch an ein verarmtes Leben.

Man gewöhnt sich auch an das reiche Leben. Die in Deutschland lebenden Türken zum Beispiel gehören doch jetzt zu meinem Zuhausegefühl. Also ich möchte nicht, dass plötzlich alle wieder weggehen. Eine deutsche Stadt ohne Türken käme mir fremd vor.

So wird es dann irgendwann auch mit den Flüchtenden sein, die jetzt in unserer Gegend bleiben. Was ängstigt ist oft nur die Veränderung.
Aber selbst die ganz furchtbar Ängstlichen, die eine rein deutschstämmige Population in der Gegend hier wünschen, werden nicht wünschen, dass der Araber oder der Afrikaner oder Amerikaner an sich ausstirbt, da würde man dann doch etwas vermissen...

Das passiert aber mit der Lerche und tausend anderen Arten. Und wir werden sie alle vermissen. Sehr. Wir müssen deshalb jetzt etwas verändern, sogar unser Leben, sonst kommt allzu große Armut über uns.
Und ist diese Veränderung wirklich so, dass sie uns ängstigen muss? Haben wir nicht doch auch eine heimliche Sehnsucht nach diesem reichen Leben ohne beengenden, zerstörerischen, ausbeuterischen, krank gierigen Überfluss, der andere tötet, einem reichen Leben voller Gesang und Abenteuer? Eine lebendige Natur ist voller Musik und bietet reichlich Herausforderungen und Gefahren für unsere Abenteuerlust. Das fängt schon bei einigen Kilometern zu Fuß gehen an und hört bei der Ernährung ohne Massentierleichen lange nicht auf.

Es ist möglich, das reiche Leben, Ideen und Konzepte, Technologie und Poesie gibt es, es ist ein echtes Märchen, es realisiert sich schon, nur zu langsam, aber es ist da, wie schon immer und immer fort Mother Earth herself, Mutter Erde, Pachamama, sie ist da.

Also bitte, auf in den Kampf mit uns selber und unseren Mängeln, Schwachheiten und Dummheiten - und vor unserer Tür.


PS.
Wir denken übrigens gerade auch über ein Projekt für kleine Kinder nach und lassen uns dabei von Haikus, japanischen Gedichten, inspirieren:

Auf dem Seerosenblatt der Frosch
aber was macht er
für ein Gesicht?

Kobayashi Issa





20.11.2015
Hochverehrtes Publikum!

Es ist nicht leicht, ein Pazifist zu sein. Man braucht viel Mut. Denn die Argumente gegen den Pazifismus liegen auf der Hand und selten lässt sich jemand in einer Debatte über das Thema auf ein komplexes Argumentieren ein. Es wird dann meist nur bedauernd mit dem Kopf geschüttelt - schön wär`s, aber geht ja nicht - und der Pazifist wird demütig oder wird hochmütig, denn er weiß natürlich, ich weiß natürlich, dass der Pazifismus im langen Atem der einzige, der intelligente, anmutige und kraftvolle Weg ist und eine Wahrheit in sich trägt, die ihn weit über alles verbale, körperliche und maschinelle Gemetzel erhebt.

Im Krieg stirbt die Wahrheit zu erst. Im Ehekrieg ebenso wie im Weltkrieg. Und der Beobachter, der ein bisschen Licht in der Birne hat, fängt an zu lachen oder wird sehr müde. Die beidseitige Rechthaberei, die allseitig einseitige Propaganda, das selbstmitleidige Pathos… ach du liebe verlorene Zeit.

Ich bin von westlichen Maßstäben vermessen und angepasst und da gibt es vieles, was ich sehr mag, ich möchte es nicht missen, ich bin es gewohnt. Wenn es woanders anders ist danke ich normalerweise dafür, ich mag Abenteuer und finde die Vorstellung von einer vereinheitlichten Welt grauenhaft. Aber wenn es woanders schlecht ist, soll es sich ändern. Wenn ich helfen kann, bitte sehr. Aber immer erst an die eigene Nase fassen!

Da schwillt zum Beispiel aktuell gerade einem kleinen westlichen Präsidenten der Kamm und er will jetzt auch unerbittlich und kaltblütig werden, genau wie sein kleiner Konkurrent und Vorgänger in der Sandkiste des Palastes, der schon ganz viel zerbomben ließ und ein großes Chaos gemacht hat, auch er wie immer und seit Urzeiten aus gutem Grund und in tiefem Mitgefühl für die Opfer… für die, die die anderen auf dem Gewissen haben, nicht für die, die auf dem eigenen Gewissen lasten. Und deswegen will er Vergeltung ausüben an den anderen, weil er für deren Opfer so viel Mitgefühl hat, sagt er, und die ungeheuren Vernichtungsmaschinen losschicken. Und die Opfer werden dann da nicht gezählt, nur über die Opfer in den eigenen Reihen wird Buch geführt und die Propagandamaschine hat nichts Wichtigeres zu tun, als Zahlen zu nennen. Normalerweise keine Namen, Zahlen. Und natürlich tiefes Bedauern zu bekunden. Und eben die Notwendigkeit, Vergeltung zu üben. Der losgeschickte Bomberpilot drückt den Knopf, der zermantschte Körper, die eine Mutter gebar, und völlig verformte Seelen bedeutet, und er tut es mit seiner Rechthaberpropaganda im Kopf.

Wenn ich jetzt meine, das dieser Knopfdrücker genauso krank im Geiste und Gemüt ist wie der Attentäter, der die Bombe auslöst am eigenen Leibe, die andere Körper zermantscht und den seinen, die alle auch eine Mutter gebar und liebte…dann braucht es schon auch ein bisschen Mut, das zu veröffentlichen, denn auch der hiesige Rechthaber kann vielleicht böse werden auf seine eigenen Leute, wenn sie die Propaganda verderben, und ich vergesse dabei nicht, dass hier bei uns das Recht auf freie Meinungsäußerung geschrieben steht, das ich für eine wunderbare und mit allen geistigen Mitteln zu verteidigende geistige Errungenschaft halte. Sonst hätte ich vielleicht nicht den Mut.

Ein kleiner aber beiläufig zu erwähnender Unterschied ist vielleicht, dass der Pilot höchstwahrscheinlich wieder nach Hause kommen und da gemütlich fernsehen kann, er mordet aus relativ sicherer Höhe, und er hat viele Leute, die darauf achten, dass alles klappt und er nichts vergisst… nicht wie der Attentäter, der angeblich eigentlich im Fußballstadion morden wollte, aber seine Eintrittskarte zum Stadion vergessen hatte.

Aber… wenn ich so einen Menschen sähe, der drauf und dran ist, andere zu ermorden, was dem Himmel sei Dank außerordentlich unwahrscheinlich ist, und es hülfe da nun gerade kein Reden, kein Bitten, kein Schreien, kein in den Arm nehmen oder in den Arm fallen und auch kein Umhauen mehr - wir befinden uns jetzt in einem Albtraum - und ich hätte da nun auch gerade eine Waffe, dann müsste ich sie nutzen. Ich weiß nun auch nicht, ob ich das könnte, ich mach mir ja schon in die Hosen, wenn ich eine normale Kneipenschlägerei sehe und möchte sie beenden. Aber ich müsste. Beim Attentäter und beim Bomberpiloten auch. Letzteres zu sagen braucht übrigens wieder Mut aus schon angedeuteten Gründen. Ich müsste und täte ich es, würde alles unwirklich, irreal, kann gar nicht sein, idiotisch, eindimensional. Vielleicht würde man mich Held oder Verräter nennen. Das wäre dann sehr lächerlich oder machte sehr müde. Uninteressant.

Interessant ist, dass jeder sowieso nur durchschnittlich 70 Jahre hat, die schnell vergehen zwischen Geburt und Tod, um Bedeutung zu erahnen. Er und sie, du und….ich.

Das echte Märchen vom Pazifismus hat Bedeutung. Es erzählt eine Wirklichkeit, die viel wirklicher ist als eine Normalität, die so oft so absurd, lächerlich, irrational, fühllos… also leer daherkommt. Anderes Wort für Leere? Nichts. Und nichts ist nichts, da gibt's nichts.

Das echte Märchen vom Pazifismus ist reich und lebendig, voller komplexer Gefühle und Gedanken für jeden, also existent.


23.09.2015
Hochverehrtes Publikum!

Da ich am 17.06. ( siehe etwas weiter unten ) den Fehler gemacht habe aus der
daily newssoap ein Märchen ab zu leiten, möchte ich zum jetzigen Stand dieser Geschichte
schnell sagen: Es schweigt nun des Erzählers echter Märchen Unwissenheit.
Ich weiß ja nämlich gar nicht wirklich, welche Wirklichkeiten hinter den Nachrichten sind. Jedenfalls hat diese story den hochfliegenden, tänzerischen Eros verloren. Back in the Biederkeit und so wohl doch auch back in der großen Gangsterwelt, die nämlich gar nicht sexy ist, glaube ich, sondern ganz ängstlich und eben bieder. So kommt es mir vor, aber und wie schon gesagt, all das habe ich eigentlich nur aus dritter und fragwürdiger Hand. Ich bitte um Entschuldigung. Es ist halt so eine Sehnsucht da nach echter Veränderung, die etwas mit Eros, also eigentlich mit Liebe zu tun hat. In der Gummizelle ist es nicht schön, und ich jedenfalls fühle mich wie an der Schwelle einer solchen Zelle, wenn es schon schwer fällt, den Zusammenhang zu akzeptieren zwischen Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, Deutschlands Wohlstand, der sich auch nährt aus Waffengeschäften - Deutschland gilt als drittgrößter Waffenlieferant der Welt - und den Kriegen und Krisen, die diese Waffen anfeuern, vor denen die Flüchtlinge flüchten, in unseren Wohlstand, der sich auch nährt….
Die Tür der Gummizelle schließt sich langsam hinter mir, wenn es dann doch gelungen scheint,
diese Zusammenhänge zu erkennen und öffentlich zu machen und nichts ändert sich. Deutschland liefert weiter Waffen in alle Welt. Das erinnert mich an Edward Snowden, der gesagt haben soll, dass für ihn nicht sein möglicherweise hartes Schicksal als Konsequenz seines mutigen Handelns das Schlimmste wäre, sondern die Vorstellung, dass sich Garnichts ändert.

Aber echte Märchen bahnen sich ihren Weg, überall, meist abseits des Medienmainstreams.
Achten wir darauf und stellen wir schnell einen Fuß zwischen Gummitür und Türrahmen.


17.06.15
Hochverehrtes Publikum!

Manchmal lässt sich doch sogar aus der täglich eklen Newssoap aus Blut und Promis, die ich
täglich, wie kann ich nur, konsumiere, ein echtes Märchen filtern.

Also ich hab verstanden: Da schieben sich Gangstergruppen Milliarden zu, sich unterstützend
bei der Vereinheitlichung der Welt in wenigen Händen, lassen ganze Völker dafür haften, die damit eigentlich nichts zu tun haben, außer, dass sie dumm genug waren, die Propaganda der Gangster bei den Wahlen nicht zu durchschauen.

Dann wählt ein Volk Leute, denen von vielen Seriösen bestätigt wird, dass sie zu den wenigen
gehören, die ungefähr verstehen, was eigentlich wirklich im Großen und Ganzen abgeht
und die sich auch tatsächlich gerade machen für die Leute, die sie gewählt haben.
Da schreien alle Lakaien der Gangstergruppen laut und stammeln was von Hausaufgaben machen und Krawatten umbinden, denn das schlimmste an diesen Leuten ist, dass sie auch noch sexy sind.
Da liegt das Hauptproblem für alle, die sich ihren Eros von der pornografisierten Industrie
haben abkaufen lassen, abgesehen von ihrer Angst vor Veränderungen zum allgemeinen Wohle.

Wenn Griechenland in Südamerika läge, hätten die gleichen Banden wohl längst dem Volk erklärt,
es habe falsch gewählt, und andere Führer eingesetzt. Jedenfalls war es vor gar nicht langer Zeit
noch so, z.B. in Chile. Und ist in Ägypten wohl heute so.

Dabei verteidigen die Griechen, so hörte ich es im Radio, u.a. auch ihre Individualität, auch den
Einkaufsladen von sagen wir Sokrates um die Ecke hinter der Lehmmauer gegen die globale
Einheitskette. Sie sind heute wieder Avantgarde, wie sie es vor 2500 Jahren schon waren.

Aber den Griechen an sich gibt es ja genauso wenig wie den Deutschen an sich, das hat uns
Varoufakis doch gerade wieder in Erinnerung rufen müssen und da hat er natürlich auch recht.
Also ist es das Individuum, das sich verteidigt.

Und naja, das hab ich ja alles nur aus zweiter Hand aus den Medien.
Selber erlebt habe ich Folgendes: Auf unserer kleinen Tour mit unserem Film
DER ROTE FADEN nach Schwaben hatten wir es mit Pastoren zu tun. Und da es mich
in meinem Leben auch schon in christliche Gottesdienste verschlagen hat und es mir da immer
widerstrebte, das Vaterunser zu sprechen, fragte ich mal bei diesen Fachleuten nach.
Und so weiß ich jetzt endlich, dass es neben einigen anderen Textstellen im Vaterunser
zum Beispiel auch Quatsch ist, seinen Schöpfer um das täglich Brot zu bitten,
wie es die Griechen bei den Verschwendern der Milliarden tun sollen. Es ist doch
von Herzen selbstverständlich, dass der Vater und die Mutter für Essen sorgen. Da muss
ich doch nicht drum bitten, in der Angst, dass sie mir nichts geben. Und deshalb heißt diese
Stelle im Vaterunser richtig: Unser täglich Brot gibst Du uns heute….
und morgen, jeden Tag, genug für alle.
Wenn wir es nicht gerecht verteilen, ist das unser Problem, denn wir haben die Freiheit zu
entscheiden. Auch die Freiheit, kleinkariert und missgünstig zu sein.

Täglich Brot, jeden Tag, genug für alle, das ist märchenhaft, aber es ist so, echt, glaube ich.


06.05.15
Hochverehrtes Publikum!

Bis uns das nächste echte Märchen in den Kopf kommt informieren wir Sie hier kurz über unseren Film, mit dem wir in diesem Jahr auf Tour sind. Wenn gewünscht zeigen wir ihn mit einer theatralischen Einführung in die Themen und stehen auch für Debatten und Workshops zur Verfügung.




DER ROTE FADEN – 30 Jahre Entwicklung

Das Pantheater arbeitet seit 30 Jahren u.a. in der entwicklungspolitischen Bildung,
hat zahlreiche Reisen in Lateinamerika, Afrika und Indien unternommen,
und die Reiseerfahrungen in dokumentarische Theaterstücke und Hörspiele verwandelt.
30 Jahre Entwicklung am Beispiel des PANTHEATERs wurden auch filmisch dokumentiert.
Aus diesen filmischen Dokumenten und neuem Material, Aufzeichnungen von Theaterstücken und Interviews ist eine vielschichtige, komplexe Collage geworden, die auch für ein junges Publikum unterhaltsam, spannend, witzig, aufschlussreich und anrührend ist, wie das Premierenpublikum im STUDIO-KINO in Hamburg bestätigte.






14.12.14
Hochverehrtes Publikum!

BLAUBARTS LIEDER

Bela Balasz`s und Bela Bartok`s Oper HERZOG BLAUBARTS BURG
wurde 1918 uraufgeführt, 17 Millionen Menschen hatten sich gerade ermordet.

„Es gibt ein Blaubart-Zimmer in unserer Seele,
in dem die seltsamen Stürme des Ungesagten und Unsagbaren wüten,
dessen Tür man nicht öffnen soll“, erzählt die Oper,
in diesen einen Satz von Maeterlinck zusammengefasst.
Aber Judith, Blaubarts Geliebte, will wissen und öffnet sie.
Da wird es ewig dunkel.


            
            Bild: J.F. Quinque - Plakatgestaltung: M. Leye


Das Ensemble besteht aus 4 jungen Frauen und einem älteren Mann.
Ist er Blaubart? Nein, nein, es ist Michael Leye, der Regisseur.
Und wer sind die Frauen, sind es die Frauen Blaubarts?
Nein, es sind die Opernsängerinnen Charlotte Korthal und Claudia Brandenburger,
die Konzertpianistin Eiko Okuno und die Jazzpianistin Mirjam Keller.

Was wollen sie? Wissen? Jedenfalls wollen sie singen und spielen. Also lasst uns singen und spielen, was wir gerne mögen, sagt der Regisseur.

Einige der schönsten Arien der Operngeschichte von Purcell bis Verdi
und einige der schönsten Lieder der Blues und Rockgeschichte
von Johnson bis Sting erklingen.

Und siehe da, fast alle erzählen von der Liebe und ihrem traurigen Scheitern.
Es gibt immer zu viel Ungesagtes und Unsagbares. Und dann ist Krieg
Blaubart am Anfang und Ende, von “Folgst Du mir, Judith?“ bis „Ewig Nacht.“
Da wissen wir also, dass Liebe scheitern muss.

Wirklich? Muss es am Ende dunkel werden für immer?
Oder haben wir etwas übersehen? Oder nicht verstanden?
Bach vielleicht? Und Beatles?

“Einem jeden wird das zuteil, woran er glaubt.“ (Bulgakow)
Ein rätselhafter Satz der Weltliteratur, bedenkenswert.
Wir freuen uns auf Sie als unser Publikum,
das der Prolog der Oper Beteiligte nennt.


04.03.14
Hochverehrtes Publikum!

Nun ist es schon wieder eine Weile her.
Büro, Behörden, Computer fressen Zeit.
Aber sie waren hier, in Deutschland, die Leute aus Ubungo in Daressalam.
Und es war irgendwie märchenhaft, echt, alle waren verliebt, die Zuschauer, die Kritiker, die Freunde und wir, die vom TSE und die vom PANTHEATER. Auch alle, die in den letzten Jahren dort beim TSE in Ubungo ihr Weltwärtsjahr verbracht hatten, kamen oder reisten uns hinterher, wie Groupies einer Rockband. Beim Finale unserer Tour im großen, prunkprotzigen Festsaal des Hamburger Rathauses anlässlich eines Kongresses zur Partnerschaft mit Afrika gab es standing ovations, obwohl das erste Wort unserer Show als Kommentar zur üblichen Partnerschaftpraxis "Scheiße" ist.

Offensichtlich gibt es eine Diskrepanz zwischen dem Mindsetting der Leute und ihren echten Gefühlen. Journalisten, die kamen und fragten, versuchten oft das Bild des den Afrikanern helfenden Europäers aufrecht zu erhalten, und saßen da wie Kaninchen vor der Schlange. Die jungen Leute aus Afrika waren natürlich gar nicht gefährlich, sondern freundlich und höflich. Die Angst macht der drohende Zusammenbruch des Mindsettings, denke ich.

Mindsetting meint übrigens die Programmierung des Denkens durch zum Beispiel die Massenmedien, die, wenn sie zusammenbricht, das Denken frei lässt um möglicherweise die eigenen Empfindungen zu verstehen.

Und es gibt ja doch interessante Empfindungen bei der Begegnung mit anderen Menschen, auch rätselhafte, und je weiter man kommt, je mehr die Programmierung nachlässt, um so aufregender wird es.

Diese Aufregung kann unter Umständen auch ängstigen, denn sie kann was mit Liebe zu tun haben. Liebe ängstigt alle Ängstlichen, sie verändert.

Angst essen Seele auf (guter, alter Film von Fassbinder)!

Aber wie gesagt, es war in diesen Wochen, als die Leute vom TSE hier waren, so etwas wie Liebe im Spiel. Und es kam mir so vor, als würde das, was wir im Stück behaupten, sich als wahr erweisen. Europa braucht Afrika, es ist da etwas, was uns fehlt… zum Menschsein!


Fotos: Carola Torkler

Aber wahrscheinlich brauchen wir alle anderen Völker, Gattungen und Kulturen, Geschlechter und Ideen, Sprachen und Weltanschauungen. Nicht um alle zu verstehen, das wäre zu viel verlangt, und schon gar nicht, um sie von unserem Rechthaben zu überzeugen. Nein, bitte nicht. Nur um zu wissen, sie sind da und sind anders und gleich zugleich. Und so wie wir sie brauchen, brauchen sie vielleicht auch uns. Oh!

Eigentlich ist man doch wirklich erst vollständig und ganz, wenn man sich als Teil des unbegreiflichen Ganzen begreift, des schwarzen und des gelben, des roten und weißen, des kriechenden und fliegenden, des knochenlosen und des gepanzerten Lebens, der Eier und der Samen, der Blätter, Blüten und Knollen und Pollen, des Windes und des Lichts. Ja. Und alles was ich ignoriere, fehlt mir, alles, was ich vernichte, hinterlässt Leere, die mich umbringt, und der andere, der etwas braucht, bin ich. Aber das schrieb ich im Prinzip ja schon im vorangegangenen Märchen, es geht ja immer um das Gleiche und mindestens ist es doch so:

Wenn man den Anderen nicht touristisch begegnet, oder rein geschäftlich, wenn man mit dem Anderen zum Beispiel über basic needs, also über das, was man wirklich braucht und Kultur, also den Geist in der Materie, verhandelt, kommt Freude auf.

Basic needs und Kultur, man kann den Zusammenhang auch soziokulturell nennen.

Hamburg ist neben Daressalam in Tansania Partnerstadt von verschiedenen auch sehr interessanten anderen Städten in China und Russland, Nicaragua, Japan und anderen fremdartigen Gegenden wie Frankreich und den USA. Wir möchten nach unseren Erfahrungen mit dem TSE in Daressalam auch dort soziokulturelle Projekte kennenlernen und mit dem TSE und untereinander und dem internationalen Publikum bekannt machen und teilhaben, teilnehmen und teilgeben lassen.

Das sind unsere Pläne für die Zukunft.

Nachdem wir, das PANTHEATER, erst einen Ort hatten, um uns zu zeigen, KAMPNAGEL, wir dann die Welt erkundeten, um dann in Deutschland von anderen zu erzählen, das waren die ERKUNDUNGEN, suchen wir jetzt hier und in anderen Ländern und Städten die Bedeutung von zu Hause sein in der Welt - ZU HAUSE, NYUMBANI, EN CASA usw. Und wir möchten gerne Partner sein und haben im Bemühen um das, was wir alle wollen, nämlich das zu bekommen, was wir wirklich brauchen. Auch und besonders brauchen wir bestimmt Kultur, Kunst, Wahrheit, Schönheit, die nach der Theorie avantgardistischer Physiker an der Grenze zwischen Chaos und Ordnung erscheinen. Aber das ist ein anderes, großes Thema.

Auch in diesem Sinne schöne und besonders soziokulturelle Projekte brauchen eine Finanzierung. Also müssen sie von einer Gemeinschaft gewollt werden.

Ziemlich sicher ist bisher nur, dass das TSE aus Daressalam in diesem Herbst wieder nach Deutschland kommt um zusammen mit uns noch einmal das Stück NYUMBANI zu zeigen und alle, die es sehen wollen, sollen kommen, und die die es einladen wollen sollen das bitte organisieren … jetzt, denn Büro, Behörden, Computer fressen Zeit, und dann ist es für das, worum es eigentlich geht, manchmal zu spät.
Text: Michael Leye unterstützt von Paul Buckendahl

PS.:
Dieses neue echte Märchen ist wieder in so fern politisch nicht korrekt, als es gendermäßig, also geschlechtermäßig eigentlich zum Beispiel so heißen müsste:
" … wenn man/frau dem/der anderen nahekommt, dem/der Afrikaner/in oder Japaner/in, dem/der Franzosen/ösin, der/dem Russin/en, usw…Wir fanden das dann nicht hübsch, rein sprachlich. Wir meinem mit man Mensch, mit Mann meinen wir Mann, mit Frau meinen wir Frau, und mit Franzosen meinen wir die Menschen in Frankreich. Sonst ist alles voll korrekt, oder?


12.08.13
Hochverehrtes Publikum!

Im Oktober kommen 7 junge Leute aus Ubungo,
einem Stadtteil in Daressalam, der großen Hafenstadt am Indischen Ozean,
nach Hamburg, der großen Hafenstadt an der Elbe.
In Ubungo  arbeiten sie täglich gemeinsam mit vielen anderen,
auf einem Hinterhof unter freiem Himmel an Theaterstücken, Musik und Tanz.
Der Hinterhof und das kleine Gebäude mit dem Büro und einem Computerraum
nennt sich TSE – TALENT SEARCH AND EMPOWERMENT.
Es haben sich dort Talente voller Kraft, Intelligenz, Können und Inspiration gesucht
und gefunden und stärken sich und andere – sie machen diesem Namen alle Ehre.

In Zusammenarbeit mit der FLY SOCIETY , einer Truppe von jungen Hamburger Freerunnern, Tänzern und Schauspielern und dem PANTHEATER zeigen sie

NYUMBANI
Zu Hause
Eine Musik – Theater – Video - Show

Zu Hause in Daressalam und Hamburg,
in Tansania und in Deutschland,
zu Hause in einer globalisierten Welt.




Fotos für die Presse

Hamburg und Daressalam sind Partnerstädte.
„ Partnerstadt“ ist erstmal nur ein Label, gut vielleicht für die Werbung.
Einige wenige Akteure mit wenigen Mitteln versuchen, diese Idee einer Partnerschaft mit Leben zu füllen. Die Senatskanzlei Hamburg regte das Pantheater an, sich daran zu beteiligen.
Wir begannen zu arbeiten, die Aufgabe war herausfordernd.
Und mit der Unterstützung von KAWAIDA, einem Verein, der im Rahmen des Weltwärts-Programms der „Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ junge Deutsche in Projekte nach Tansania schickt, lernten wir schließlich die Leute vom TSE kennen, als wir im März dieses Jahres nach Daressalam reisten. Und wir beschlossen unsere Zusammenarbeit.

Es braucht vieles, um so ein Projekt auf die Beine zu stellen, viel Zeit, viel Herz und Hirn, viel Organisation und Vertrauen, viel Akquise für zu wenig Finanzierung, Reisen hin und her, Hunderte von Mails oft in fremder Sprache, viele Diskussionen und Proben, viele Stunden an immer wieder versagenden Computern, um Filme zu kreieren. Viele Missverständnisse müssen geklärt werden, viel Unverständnis muss ertragen werden, das der Anderen und das Eigene. Und doch haben wir uns nun alle soweit verstanden, dass die erste einer Reihe von gemeinsamen Theater – Musik- und Video -Shows, die wir in den nächsten Jahren planen, in diesem Herbst erst in Tansania und dann in Deutschland gezeigt wird.

Hiermit entschuldigen wir uns übrigens auch für die lange Sendepause auf unserer Homepage, über die sich schon beschwert wurde, und bitten um Verständnis.

Wir laden Sie nun wieder ein zu einer unserer Veranstaltungen zu kommen und zu erleben, was wir an Unterhaltsamen, Informativem und Poetischem zu einer Show zusammenstellten.

Vielleicht werden sie dann auch etwas zum Verständnis dessen beitragen können, was eigentlich Partnerschaft bedeutet. Den vorläufigen Stand unserer Einsichten und das darin enthaltene echte Märchen fassen wir hier kurz so zusammen:

Viele Afrika reisende berichten von der Lebensfreude der Afrikaner, die trotz widrigster Umstände lachen und scherzen oder gar singen und tanzen. Das stecke ihnen wohl im Blut. Dies ist eine Beschreibung, die den Europäer vor der Erkenntnis eines eigenen Defizites schützt.

Es ist unserem Eindruck nach nämlich Würde, die sich im Lachen und der Freundlichkeit der Schwerarbeitenden ausdrückt, ein Gefühl für die Gemeinschaft der Menschen, die den Jammer des Einzelnen aufhebt im kollektiven Bewusstsein vom Leiden der Menschheit. Dieses Gefühl für die Gemeinschaft der Menschen fehlt dem heutigen Europäer normalerweise. Er jammert und beschwert sich über sein persönliches Leben, gewöhnt sich an Attitüden und Muster, die nicht seine sind, aber eine Gemeinschaft im globalen Konsum suggerieren, und fühlt sich schlecht dabei, er verliert sein Selbst und seine Würde. Er bezahlt Kurse und Coachs und lächelt sich selbst aufmunternd im Spiegel an. Neben Kursen, Coachs und Burnoutbehandlungen kann dann auch eine Reise nach Afrika therapeutisch wirken. Er tankt dort Lebenskraft.
Was gibt er?

Da der Mehrheit der Afrikaner ja so sehr vieles fehlt, was in Europa Lebensinhalt ist - viel Tand und Schädliches, doch auch manches dem Menschen sehr Nützliches - der Europäer aber bei aller Partnerschaft nicht wirklich teilen möchte, nein, das möchte er nicht, er aber doch irgendwie dieses lästige schlechte Gewissen hat, weil ihm von Kolonialismus und gewaltsamer Aneignung von fremden Gütern erzählt wird, spendet er ein wenig.

In Afrika, so habe ich es beobachtet, entlädt und entsorgt man dann klaglos einen ganzen Container voller Elektromüll, der nicht als Müll deklariert wurde sondern - in dem Wahn zu helfen - als Spende. Man fühlt dabei die Not und Hilfsbedürftigkeit der Europäer, aber man behandelt sie diskret.

Nur der afrikanische Wirtschaftsexperte erklärt uns streng, dass für jeden Euro, der als Hilfe nach Afrika fließt, wenigsten zwei zurück nach Europa fließen, und der Minister des oben genannten Bundesministeriums bestätigt 1 Euro 50. Denn wer einmal die Übermacht des Geldes in großem Umfang eroberte, was immer auf unlauteren oder absurden Wegen geschieht, wird immer mehr davon anhäufen, das ist der eskalierende Kapitalismus, die Krebserkrankung eines Systems, wie eine fehlgeschaltete Ampel, die ständig Unfälle verursacht.

Und nun das echte Märchen, so geschehen im März 2013:
Eine Massai-Frau, die am Rand der Mandela Road in Daressalam Schmuck verkauft, erfüllt mir einen Traum. Sie macht mich erwachsen. Von der Hoheit ihrer königlichen Würde aus, die sie vielleicht erwarb im wirklichen Umgang mit einem echten Leben, erkennt sie in mir den muzungo, den Weißen, der sich nicht wohl fühlt in seiner Haut, die nach Geld stinkt, der nicht wirklich weiß, wohin mit seinem Bauch und seiner Kamera, mit der er das Leben fotografieren will - der aus zweiter Hand lebt. In ihrem wissenden Lachen und in ihrem offenen Blick liegt die Ermutigung, mich ebenso königlich zu fühlen wie sie. Woher nimmt sie diese Güte? Woher weiß sie, dass auch ich ein König bin, wie jeder andere Mensch? Ich werde froh und denke, dass ich vielleicht fotografieren darf, um zu berichten, wenn ich bedenke, was ich berichte.
Und ich denke: Begegne dem anderen mit Interesse für sein Wesen. Es ist nicht einfach gleich, wie dumme Lieder von Schwarzen und Weißen, von Frauen und Männern, von Reichen und Armen behaupten. Der Andere ist immer auch ganz anders, ein Abenteuer, und wohl auch gleich, es liegt an der Perspektive, erkenne ihn, es ist nicht einfach, erkenne etwas, erkenne den Reichtum und die Armut jedes Einzelnen und halte für möglich, dass Du erkannt wirst. Dann wird es Dir leicht fallen zu teilen, denn was Du teilst, teilt der andere mit Dir.

Und so finden wir auch eine erste Antwort auf die Frage: Wo ist Zuhause? Die Leute von der FLY SOCIETY hatten sie in ihrem explosiven Tanzspektakel „Das Leben kennt mich“ gefunden: Heimat ist da, wo ich ein Teil des Ganzen bin. Weitere Vorschläge für Antworten entwickelt unsere gemeinsame Produktion NYUMBANI.





PS. Übrigens arbeiten wir parallel an unserem Dokumentarfilm DER ROTE FADEN. Dieser Film wird eine Collage aus Dokumenten der Reisen und der Theaterproduktionen des Pantheaters, die sich ordnet um die Fragen: Was ist entwicklungspolitische Bildungsarbeit? Was ist Entwicklungspolitik? Was ist Entwicklung? Die teils überraschenden und vergnüglichen Assoziationen, die aus der Anordnung folgen, werden zusammen mit den Interviews mit kompetenten Akteuren der Szene ein komplexes, aufschlussreiches und unterhaltsames Gesamtbild ergeben.



28.05.12
Hochverehrtes Publikum!

Wir bereiten neue Projekte vor - Theater, Filme, Lesungen, Musik - über besondere und seltsame und normale Menschen, über Städte wie Dar es Salaam und Hamburg, über die Frage, wo ein Mensch zuhause ist in einer global kommerzialisierten Welt und wohin er sich sehnt.

Robinson Crusoe verschlug bekanntlich ein Unglück auf eine einsame Insel, bis er nach vielen Jahren gerettet wurde und wieder nach Hause konnte - in die Zivilisation. Im Alter glaubt er dann plötzlich zu erkennen, dass diese Insel sein eigentliches Zuhause war und er will dorthin zurück. Aber er findet diese Insel nicht wieder.

Wir waren auch weg. Aber nur kurz, sehr kurz. 10 Tage lang Marokko. Spottbillig. Peinlich, das macht man nicht. Das ist gegen unsere Überzeugung und gegen die berechtigten Einwände unserer Freunde von Greenpeace, das ist unökologisch, das ist Kommerzscheiße. Haben wir aber trotzdem gemacht…..Hier nun ein kurzer Bericht voller Touristenklischees, in dem aber doch ein echtes Märchen steckt.

Schon im Flugzeug gibt man sich locker und ist schmerzfrei, wie die Stewardess sagte, auf Wunsch werden die Fußballergebnisse durchgesagt. Dann im Süden Marokkos, wo wir waren, hält sich der Massentourismus in angenehmen Grenzen, die Strände sind überwältigend schön, das Meer ist blau und mächtig, die Berge leuchten rot im Sonnenuntergang. Es fahren vergleichsweise wenige Autos, man sieht auch noch Leute auf Eseln reiten und einsam träumende Ziegen- und Schafhirten in der steinig kargen Landschaft, eine Tagesreise weiter beginnt die Sahara.

Die Einheimischen sind freundlich, sprechen neben Berberisch und Arabisch auch Französisch, viele Englisch, manche Deutsch oder Spanisch. Die Männer tragen Burnusse oder Kaftane, manche mit seltsamen Zipfelkapuzen, oder Anzüge oder Jeans und Hemden und Hüte oder Baseballkappen. Die Frauen sind in bunte Tücher gewickelt, manchmal zeigen sie ihr Gesicht, manchmal nicht, manche tragen Burkas, die nur die Augen oder die Brille der Frau sehen lassen, andere tragen Jeans und Tops. Der Gedanke daran, dass man in Frankreich die Polizei ruft, wenn eine Frau eine Burka trägt und in Deutschland Lehrerinnen keine Kopftücher tragen sollen, lässt plötzlich erschaudern. Ist das nicht schon paranoid? Alles scheint dort in diesem Marokko, wo wir kurz waren, möglich zu sein, erscheint bunt und tolerant und sehr friedfertig. Die Frauen wirken selbstbewusst, mit offenem Blick auch aus dem Burkaschlitz, wirken bei sich, im Gegensatz zu den meisten Europäerinnen, die eher immer außer sich wirken. Die Männer wirken sanft und sicher, im Gegensatz zu den meisten Europäern, die irgendwie immer irgendeine Behauptung von sich demonstrieren. Diese Souveränität der marokkanischen Frauen und Männern erlaubt Ihnen, spontane Gefühle oder Einfälle ohne Umschweife und Verstellung auszudrücken, was irgendwie fantastisch ist. Jedenfalls gehen Männer und Frauen in Deutschland dafür in Theaterkurse, um auf diesem Umwege das Fantastische am Natürlichen wieder zu entdecken, meist ohne Erfolg. Es gibt da ein Geheimnis zu erkunden in Marokko, etwas, das wirklich anders ist als in Deutschland.




Fünfmal am Tag ruft der Muezzin. Der Ruf des Muezzin weckt eine Vorstellung vom alten Marokko vor der Kolonialisierung, als der Europäer dort ein Reisender war, der Menschen begegnete, die in einer unendlichen steinigen Weite lebten, am unendlich anrollenden Meer, in einer großen Stille, die die Rufe der Esel und Kamele und der Gesang der Vögel in den Gärten der Oasen bestätigten. Die Städte waren gebaut in den Farben der Landschaft, die gemalten Farben und bunten Mosaike darin: Kunst. Die Gemeinschaft der Menschen feierte sich in Liedern und Tänzen und im Gespräch beim Teetrinken, die Kriege waren hart und grausam, aber Mann gegen Mann, die Liebe war sehnsüchtig und leidenschaftlich, aber sie hatte einen Rahmen. Das Rätsel des Seins in der Welt, das unerklärliche, schreckliche, wunderbare Sein im Licht der Tage und in der Dunkelheit der Nächte, hatte seinen menschlichen Ausdruck im Gebet. Gott ist groß, singt der Muezzin fünfmal am Tag.

Diese Vorstellung ist natürlich falsch, ein Klischee, jedenfalls ungenügend. Und „Gott ist groß“ meint für den gemeinen atheistischen Touristen ja nur, dass Vieles dieser Welt und des Alls noch unerklärlich ist und für den vollends dem mechanischen Weltbild Verfallenen nur einen altmodischen Ausdruck von Unwissenheit, die sein Erklärungssystem weitgehend behoben hat, das auch die Reste des Unbekannten bald beseitigen wird.

Aber warum hat dann dieser Tourist schon gleich bei der Rückkehr Sehnsucht nach der nächsten Reise „ in die Sonne“, wie er es nennt. Warum empfindet er seine Welt voller Maschinen und überdimensionierter Strassen, voller Beleuchtung, die ihm das Sternenlicht verdunkelt, die Unmenge Schilder, die Masse der individuellen Einzelhäuser aus dem Katalog und die postmoderne Stillosigkeit der Städte, die in Rechtecke zergliederte Landschaft, seine zur Beziehungen verkommene Liebe zu anderen Menschen, seine zur Freizeitbeschäftigung verkommene Erotik in der allgemeinen kommerzialisierten Pornographie der Werbung und der ebensolchen anderen Medien, seine permanente Beschäftigung mit sich selbst… als trostlos?

In einem ansonsten sehr bemüht witzigen Reiseführer stand bemerkenswerter weise, dass der Marokkaner im Allgemeinen die technologische Überlegenheit Europas anerkennt, den Europäer aber sonst eher für dumm hält. Nachgefragt bestritten dies die höflichen Marokkaner selbstverständlich, die Ahnung aber, dass sie dieses vielleicht doch denken und damit recht hätten, erleichterte uns irgendwie, als fielen die Mühen der Verstellung von uns ab.

Möglicherweise ist ja der gemeine Marokkaner deshalb klüger als der gemeine Deutsche, weil er fünfmal täglich daran erinnert wird, dass Gott groß ist. Alle, die bei dem Wort „Gott“ Pickel kriegen, könnten sich, wenn sie wollen, dieses Wort leicht als die Ideen und die Gefühle übersetzen, die in jeder Pflanze und in jedem Tier und in jedem Menschen stecken. Dieses Bewusstsein von einer Idee und einer Empfindung, die größer ist als jede Meinung, schafft Gemeinschaft, eine weite, großzügige Gemeinschaft, die Luft lässt zum Atmen, anders, als die Masse derer, die fünfmal täglich über Börsenkurse informiert wird und so unbewusst ihr Gebet verrichtet: Großer unbegreiflicher Dax, der Du mein Leben definierst, gib mir was ab, mir, mir….

PS. Irgendwie fantastisch ist aber auch, dass ein Flugzeug aus Europa nach Marokko fliegt, das die Energie, die es zum Fliegen braucht, aus reinem Licht erhält, eine Idee, die bisher nur die Pflanzen verwirklichten. Und so steckt dann doch in jeder Kultur märchenhaftes. Das Wesen des Lichts, seine Natur, bleibt dem Menschen rätselhaft, aber er kann sich ihm nähern, auf geistigen und technologischen Wegen. Das echte Märchen ist universell.









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